Es gibt unzählige Ratgeber, was „gute“ Führung ausmacht. Einen Überblick zu erlangen ist extrem schwierig. Für mich hat es sich zu Beginn wie ein Dschungel angefühlt. Ein Dickicht ohne klaren Weg. Um hindurchzufinden, braucht es viel Recherche, Geduld und Ausprobieren.
Damit nicht alle Führungskräfte wieder bei 0 anfangen, habe ich einen Überblick erstellt, den Führungskompass. Sodass auf einen Blick ersichtlich wird, aus welchen drei Bereichen gute Führung besteht.
Wie funktioniert Führung?
Es sind immer wieder die gleichen Fragen von angehenden Führungskräften:
Wie funktioniert Führung?
Wo kann ich Führung lernen?
Wie kann ich mich auf die neue Führungsrolle vorbereiten?
So viele Meinungen und Coaches es zu Führung gibt, so wenig gibt es einen Überblick. Meist werden einzelne Führungsstile beworben, die dann eingeübt werden. Aber das reicht nicht. Stattdessen birgt es die Gefahr, Führung falsch zu verstehen.
Die Gefahr durch den einen „besten“ Führungsstil
Ich beschäftige mich seit über 10 Jahren mit Führung, habe dazu geforscht, für Unternehmen Führungsmodelle entworfen, Führungskräfte entwickelt und war selbst Führungskraft. Dabei kam immer mehr Licht ins Dickicht. Denn so komplex es erscheint, es gibt zwei zugrunde liegende Aspekte:
- Zum einen gibt es Ratschläge, die sich widersprechen. Das wichtige hierbei: Beide sind richtig. Es geht darum, unter welchen Bedingungen welches Führungsverhalten erfolgreich ist. So gibt es eine große Spannbreite an Führungsverhalten, das erfolgreich sein kann.
- Zum anderen gibt es extrem viele Überschneidungen beim Thema Führung. Das vermeintlich Neue ist gar nicht so neu, sondern oftmals ein bekanntes Führungsverhalten mit einem schönen, neuen Marketingbuzzword.
Und genau deswegen gibt es nicht den einen, besten Führungsstil. Stattdessen ist es wichtig, die Spannbreite an Führung zu verstehen. Sonst kann Führung nicht gelingen. Außerdem hilft das, um zu erkennen, ob ein neues Führungstraining wirklich Mehrwert bringt und eine Ausgabe wert ist oder etwas Altbekanntes ist.
Was fehlt beim Thema Führung?
Um bei Führung durchzublicken, braucht es ein System. Und genau das fehlt. Es werden konstant neue Stile entwickelt, aber es wird nicht darüber gesprochen, wie wir das bestehende Wissen vereinen können. Ein System, wodurch Führung greifbar wird. Das nicht nur theoretisch Sinn macht, sondern vor allem in der Praxis angewandt werden kann.

ein Einblick
über mich
DR. Jana Montasser
Ich bin Arbeits- und Organisationspsychologin mit dem Leitspruch ‹weniger reagieren, mehr gestalten›. In meiner Arbeit fokussiere ich auf Führung und Zusammenarbeit. Hier im Blog möchte ich mit Vorurteilen und falschen Ansprüchen über die Arbeitswelt aufräumen und stattdessen Einblicke in die Arbeitspsychologie geben.
Der Führungskompass
Der Führungskompass basiert auf den gängigen Führungsstilen. Ich habe die Quellen unten aufgeführt. Mein Ziel ist es, ein allgemeines Framework zu erstellen, sodass Führungskräfte weniger Fragezeichen haben. Unsicherheit abgebaut wird und Führungskräfte verstehen, wie sie sich verhalten können, um erfolgreich ihr Team zu leiten.

Ausrichtung 1
Ich selbst
Die meisten Führungskräfte blicken als erstes auf ihre Mitarbeitenden: Wer muss motiviert werden, wer braucht Unterstützung? Dieser Blick ins Team ist relevant, doch die eigentliche Arbeit beginnt bei einem selbst.
Das „Ich“ ist immer beteiligt. Um in eine gute Interaktion mit seinem Gegenüber gehen zu können, ist es entsprechend elementar, sich zuerst selbst zu kennen und zu wissen, „wofür stehe ich“? Entsprechend ist die erste Ausrichtung „Ich selbst“.
Das Ich setzt sich aus 3 Bereichen zusammen:
Werte – wofür stehe ich?
Werte dienen als Fundament. Das ist enorm praktisch, denn so braucht es weniger Überlegungen, was in einer speziellen Situation angebracht ist. Werte leiten den Weg. Wenn ich weiß, dass Fairness eine Grundhaltung ist, dann gehe ich so in Konfliktgespräche. Wenn ich weiß, dass Augenhöhe für mich zählt, beginne ich so ein Gespräch. Und wenn es mir klar ist, dass ich mein Gegenüber nicht als Mittel zum Zweck sehe, sondern den Menschen dahinter kennenlernen möchte, dann stelle ich entsprechend solche Fragen.
Relevante Denkanstöße sind hier: Was soll in meinen Handlungen sichtbar sein? Sofern eine Führungskraft in einem Unternehmen tätig ist: Was sind unsere Unternehmenswerte? Erschreckenderweise musste ich immer wieder in Development Centern feststellen, dass bei der Frage nach den Unternehmenswerten viel Stille herrschte. Dabei sind sie das Fundament, auf dem die Handlungen aller aufbauen sollten. Sich hier mal schlau zu machen und zu überlegen, wie dies im eigenen Handeln eigentlich sichtbar wird, ist der erste Schritt.
Selbstkenntnis – wie funktioniere ich?
Um nun in die Handlung zu gehen, braucht es Selbstkenntnis. Ich möchte vielleicht fair wirken, weiß aber, dass ich oft vorschnell agiere und ungeduldig bin. Das hält mich davon ab, alle Meinungen zu integrieren. So übersehe ich Einzelne und kann „Fairness“ als Wert nicht umsetzen. Entsprechend relevant ist es, sich selber kennenzulernen um genau mit diesen Schwierigkeiten arbeiten zu können. Aber auch mit den eigenen Stärken: Bin ich gut im 1:1-Austausch, dann macht es Sinn, darauf aufzubauen und meine Mitarbeitenden im lockeren Gespräch einzeln näher kennenzulernen anstatt in Teamrunden, die mir schwerer fallen.
Um einen realistischen Blick für sich zu erhalten, ist Feedback unerlässlich. Deswegen sollte Feedback nicht nur Mitarbeitenden gegeben werden, sondern auch immer Richtung Führungskraft gedacht werden. Solche Rückmeldungen passieren nicht, wenn ich als Führungskraft nicht danach frage. Egal wie oft ich sage, dass man mit mir reden kann. Deswegen sind fest eingeplante Feedbackgespräche so wichtig.
Authentizität – wie zeige ich mich?
Sind Werte und das Selbstbild klar, folgt der dritte Schritt. Das ausdrücken, wofür ich stehe. Viel zu oft erlebe ich bei Führungskräften Schablonendenken: „Führungskräfte sollten durchsetzungsstark / mutig / wortgewandt / … sein“. Dann wird versucht, diese Schablonen auszufüllen. Anstatt andersherum zu denken: Welche Art der Führung passt zu mir? Es geht darum, die eigenen Werte und sich selbst authentisch gegenüber seinem Team zu zeigen.
Es gibt ja den schönen Spruch: „Menschen kaufen von Menschen“. Und genauso ist es in der Führung: „Menschen wollen eine menschliche Führungskraft“ Die Führungskraft soll erlebbar und spürbar sein, anstatt eine Führungsmarionette. Hierbei hilft es transparent zu sein und Einblicke zu gewähren.
Jedoch: So groß Authentizität derzeit gehangen wird: Es geht nicht darum, sich mit voller Wucht und Emotion ganz „authentisch“ auf Mitarbeitende zu stürzen. Stattdessen auch seine eigenen Schwachstellen zu kennen und sich regulieren zu können. Sowie Vorbild zu sein für das, was einem als Führungskraft wichtig ist. Denn egal wie oft ich sage: „Nehmt euch Pausen“. Wenn ich selbst immer durcharbeite, gilt das als Leitsatz. Hier zählen Taten mehr als Worte.

Ausrichtung 2
mein Gegenüber
Nach dem Blick auf sich selbst folgt der Blick auf das Team. Wer sitzt mir eigentlich gegenüber? Dieser Blick kommt ganz stark bei Führungsstilen zum Ausdruck, bei denen es darum geht als Führungskraft zu motivieren, anderen zu dienen und sie in ihrer Entwicklung zu sehen.
Auch beugt es Gruppenbildung vor, bei der es eine beliebte Gruppe an Mitarbeitenden gibt, die der Führungskraft nahe stehen. Andere Mitarbeitende hingegen kaum beachtet werden und in die Außenseiterrolle einsortiert werden.
Standortbestimmung – wie weit ist mein Gegenüber?
Klassischerweise erfolgt die Standortbestimmung im Rahmen von Mitarbeitergesprächen. Zum Standort zählen die individuellen Stärken, Entwicklungsfelder und Wünsche. Handelt es sich um eine erfahrene Person, die wenig Anleitung braucht und selbstständig arbeiten möchte? Oder ist es jemand Neues, der viel Orientierung benötigt? Dadurch entscheidet sich, ob ein:e Mitarbeiter:in für sich arbeiten kann oder von kleinschrittigen Zielen und viel Unterstützung profitiert.
Weitere, relevante Fragen sind: Welche Vorstellungen von Karriere hat eine Person? Ist es eher die klassische Karriere oder möchte sie Zeit reduzieren, weil sie derzeit z. B. in der Familienphase ist? Was sind die Stärken der Person, die sie gerne ausbauen möchte? All dies sind Hinweise, was für Aufgaben und welche Form von Verantwortung übertragen werden sollte.
Wichtig ist hierbei zu beachten, dass sich Ansichten und Bedürfnisse ändern können. Es entsprechend einen konstanten Austausch braucht, um auf dem aktuellen Stand zu sein.
Persönlichkeit – wie tickt mein Gegenüber?
Daneben sind individuelle Präferenzen vorhanden, egal wie erfahren eine Person ist. Manche Menschen gehen hervorragend mit viel Eigenverantwortung um und brauchen ganz allgemein eine Führungskraft, die Raum gibt und sich heraushält. Andere Menschen arbeiten besser mit klaren Vorgaben. Sie wollen nicht eigene Projekte entwickeln, sondern fordern explizit Strukturen und arbeiten gerne „Dienst nach Vorschrift“. Sie mögen die klare Absprache Leistung gegen Belohnung.
Genau deshalb ist Mitarbeiterführung immer individuell, unabhängig davon, wie lange jemand schon dabei ist. Zu glauben, dass jede:r gefördert werden möchte und Freiraum schätzt, ist zu kurz gegriffen.
Miteinander – wie rede ich am besten mit meinem Gegenüber?
Gleichzeitig sind auch Fragen zum Miteinander relevant: Wie geht mein Gegenüber gut in den Austausch? Steht er besonders früh auf und macht gerne morgens Termine? Sind ihre Zeiten eher nachmittags?
All das zu wissen und zu beachten, führt dazu, dass Führung nicht per Gießkannenprinzip verteilt wird, sondern Menschlichkeit behält. Ich zwinge ja auch keine Freundin mit mir abends auf eine Party zu gehen, wenn ich weiß, dass sie introvertiert ist und lieber das ruhige Gespräch zu zweit mag.

Ebene 3
die Situation
Die ersten zwei Ebenen sind relativ konstant. Sie verändern sich wenig.
Die Situation hingegen ist das, was entscheidet, was zum Tragen kommt. Wenn nicht erkannt wird, was in der jeweiligen Situation benötigt wird, kann Führung nicht gelingen.
Aufgabe – worum geht es?
Sind wir in einem Notfall, wo schnell entschieden werden muss? Dann braucht es keine langen Diskussionen und Abstimmungen. Hier braucht es klare Vorgaben im Sinne eines traditionellen Managementstils: Eine Person gibt die Richtung vor, damit alle anderen sofort ins Handeln kommen. Auch ist ein kleinschrittiges Monitoring wichtig, ob alles nach Plan läuft oder gegengesteuert werden muss. Hilfreich finde ich hier das Bild eines Herzinfarkts. Auch dort wird nicht lange diskutiert. Stattdessen stehen im Fokus ganz klare Abläufe. Das zeigt, wie wichtig es ist, dass die Führungskraft eben nicht nur Unterstützer und Wegbereiter ist. Stattdessen ist sie auch gefragt als Person, die voran geht.
Geht es hingegen um ein komplexes Problem, für das es keine einfache Lösung gibt und das Zeit zum Nachdenken erfordert? Beispielsweise ein neues Produkt oder eine neue Strategie? Dann ist genau das Gegenteil gefragt: Eine Führungskraft, die motiviert und ermutigt mitzudenken, unkonventionelle Ideen einzubringen, Fehler zu machen und Neues auszuprobieren. Das ist ein Beispiel für effektive Führung, die flexibel auf die Situation reagiert.
Fokus – werde ich gebraucht?
Sollen die Mitarbeitenden eine Aufgabe alleine lösen oder ich werde gebraucht?
Habe ich Expert:innen im Team, die ein Ziel ohne mich erreichen können? Möchte ich meine Mitarbeitenden zu Expert:innen entwickeln und es soll eine Lernaufgabe sein? Dann kann ich mich zurücknehmen und vornehmlich Wegbereiter sein.
Geht es hingegen um eine Situation mit viel Unsicherheit und mein Team kommt alleine nicht zurecht? Dann hilft es mit in die Aufgaben zu gehen, anzuleiten und voranzugehen. Zumindest solange bis mehr Sicherheit entsteht und das Team wieder alleine zum Laufen kommt.
Zeitpunkt – wie weit ist das Projekt?
Gerade zu Beginn von neuen Projekten steht die Vision im Vordergrund. Das große Ganze verstehen und motivieren. Ist das erreicht, geht es anschließend um konkrete Ziele. Was soll bis wann erreicht werden? Was sind die nächsten Meilensteine? Immer wieder von der großen Vision zu sprechen, ohne darzulegen, wie sie erreicht werden kann, wäre falsch. Gerät aber das große Ganze aus dem Blick und ist Mitarbeitenden unklar, warum sie eigentlich ihren Tätigkeiten nachgehen? Dann hilft es, wieder die Vision in den Fokus zu setzen.
Drei Blickrichtungen für gute Führung
Entsprechend braucht es drei Ausrichtungen für erfolgreiche Führung:
- der Blick auf sich selbst
- der Blick auf mein Gegenüber
- der Blick auf die Situation
Führen mit Wirkung
Wenn all das berücksichtigt wird, entsteht effektive Führung, die authentisch ist, Wirkung entfaltet und die Mitarbeitenden mitnimmt. Natürlich passiert das nicht von allein. Es ist weder Ratespiel noch Automatismus. Es ist Entwicklung. Es sind Gespräche. Es ist Ausprobieren – und mit der Zeit wird man sicherer darin, was für einen selbst, für das Team und für die jeweilige Situation wirklich passt.
Dein Führungskompass
Weil ich gemerkt habe, wie viel Unsicherheit es beim Thema Führung gibt, möchte ich nicht nur durch diesen Artikel zum Thema informieren, sondern Führungskräfte darüber hinaus begleiten und stärken. Das teste ich derzeit aus, mit dem Programm „der Kompass„. Es ist ein erster Entwurf, um den Start in eine neue Führungsrolle zu vereinfachen. Ziel ist es, jungen Führungskräften dabei zu helfen, den Führungsstil zu entwickeln, der wirklich passt: zu sich, zum Team und zur Situation.
Welche Führungsstile gibt es?
Der Führungskompass basiert auf einer Analyse der folgenden Führungsstile:
Transformationale Führung „der Klassiker unter den Führungsstilen“
Im Kern geht es darum, über die Aufgaben hinaus Mitarbeitende zu inspirieren und zu motivieren. Die Führungskraft wird als charismatisches Vorbild angesehen, das die Mitarbeitenden über eine Vision und den Sinn hinter den Tätigkeiten überzeugt, sie zu kritischem Denken anregt und und den einzelnen Mitarbeitenden in ihrer bzw. seiner Entwicklung individuell unterstützt. Es gibt große Überschneidungen zur charismatischen Führung, die den Fokus auf die Führungskraft als charismatisches Vorbild legt, welches Mitarbeitende durch Visionen motiviert und die einzelne Person empowered. Transformationale Führung wurde bereits Ende der 70er durch Bass entwickelt und hält sich bis heute als einflussreicher Führungsstil.
Transaktionale Führung „das Tauschgeschäft und Gegenstück zur transformationalen Führung“
Die transaktionale Führung basiert auf einem Tauschgeschäft: Belohnung für Leistung. Die Führungskraft formuliert klare Erwartungen. Zudem achtet sie darauf, ob Regeln und Vorgaben eingehalten werden und schreitet ein, wenn nötig.
Servant Leadership „den Mitarbeitenden dienen“
Im Mittelpunkt stehen die Entwicklung und das Wohl der Mitarbeitenden. Entsprechend geht darum, dem Team den Weg zu ebnen und die einzelnen Mitarbeitenden individuell zu fördern. Die Führungskraft ist zusagen „Dienender“, anstatt in die Leitung zu gehen. Führungswerkzeuge sind aktives Zuhören, Empathie und Unterstützung. Der Ansatz hat in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen, weil er das Team in den Mittelpunkt stellt, Vertrauen schafft und das Team nachhaltig stärkt.
Authentische Führung „die Person hinter der Führungskraft“
Die authentische Führungskraft ist sich ihrer selbst bewusst. Sie kennt die eigenen Stärken und Entwicklungsfelder. Ihre Handlungen basieren auf ihren Werten. Anstatt einer bestimmten Rolle zu entsprechen, stehen im Fokus Transparenz und Integrität. Durch dieses „sich zeigen“ werden auch die Mitarbeitenden angeregt, eigene Emotionen wahrzunehmen und authentisch zu sein. Immer mehr rückt Authentizität in den Fokus der Führungstheorien.
Ethische Führung „Werte im Fokus“
Hier stehen Werte im Fokus, zum Beispiel Fairness und Respekt dem Team gegenüber. Mitarbeitende werden wertgeschätzt und Entscheidungen werden erläutert. Die Führungskraft stellt den langfristigen Erfolg sicher, indem sie nicht nur auf die anstehenden Aufgaben schaut, sondern auch wie sich Handlungen auf das Team, die Gesellschaft und Umwelt auswirken. Ihr Handeln ist geprägt von Selbstkontrolle, Bescheidenheit und Verantwortungsbewusstsein.
Pragmatische Führung „Packen wir es an“
„Welches Problem ist zu lösen? Was steht an? Was ist das nächste To Do?“ Solche Fragen beschäftigen die pragmatische Führungskraft. Im Fokus stehen die Aufgaben. Diese werden priorisiert und in Meilensteine heruntergebrochen. Hier geht es weniger um Visionen, sondern um konkrete Schritte und praktikable Lösungen.
Agile Führung „Veränderung im Fokus“
Immer mehr arbeiten Teams agil. Sie passen ihre Handlungen konstant an, anstatt einem einmal vorgefertigten Plan zu folgen. Die agile Führungskraft handelt entsprechend. Hier stehen Flexibilität und Anpassungsfähigkeit im Vordergrund. Die Führungskraft stärkt nach Innen hin die Zusammenarbeit im Team und schafft nach Außen hin Rahmenbedingungen, in denen das Team arbeiten und kreative Lösungen entwickeln kann.
Situative Führung „das Gegenüber im Blick“
Anstatt einem festen Führungsansatz zu verfolgen, stehen bei der situativen Führung die Mitarbeitenden im Fokus. Die Art der Führung wird auf diese abgestimmt. Konkret bedeutet das, dass die Führungskraft individuell entscheidet, ob ein:e Mitarbeitende:r derzeit Anweisungen und häufiges Feedback braucht oder selbstständig arbeiten kann und nur gelegentliche Rücksprachen benötigt. Dazu braucht es viel Austausch und eine gute Beobachtungsgabe der Führungskraft. In Führungstrainings wird die situative Führung viel angewandt, in Studien zeigen sich aber immer wieder Schwierigkeiten, sie empirisch nachzuweisen.
Leader-Member-Exchange „Wer ist in, wer ist Out“
Ähnlich zu der situativen Führung stehen hier auch die individuellen Beziehungen zwischen Führungskraft und Mitarbeiter:in im Fokus. Dieser Führungsstil ist dadurch gekennzeichnet, dass die Führungskraft Mitarbeitende in zwei Gruppen unterteilt: Einmal die ihr nahe „In-Group“. Die Mitarbeitenden dieser Gruppe erhalten Unterstützung, Vertrauen und Verantwortung durch die Führungskraft. Die übrigen Mitarbeitenden befinden sich in der „Out-Group“. Sie bleiben auf Distanz und haben oft weniger Privilegien, so werden sie z. B. bei Diskussionen nicht einbezogen. Wer in welche Gruppe einsortiert wird, hängt von verschiedenen Charakteristika ab, beispielsweise der Persönlichkeit und Kompetenz sowohl von Führungskraft als auch von Mitarbeitenden.
Laissez-faire Führung „Zurückhaltung als Tugend“
„Solange das Team nichts sagt, braucht es mich nicht. Ich lasse es machen.“ Das beschreibt den laissez-fairen Führungsstil. Die Führungskraft hält sich hier weitestgehende heraus. Dabei wird dem Team sehr viel Entscheidungsspielraum und Selbstorganisation übertragen. In den meisten Fällen funktioniert es nicht, da im Endeffekt keine Führung stattfindet.

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Quellen
Modell abgeleitet aus den folgenden Quellen
Anderson, M. H. & Sun, P. Y. T. (2015). Reviewing Leadership Styles:Overlaps and the Need for a New
‘Full-Range’ Theory Link
Dulebohn, J. H. und Kollegen (2012). A meta-analysis of antecedents and consequences of leader-member exchange: Integrating the past with an eye toward the future. Link
Lee, A., Lyubovnikova, J., Tian, A. W., & Knight, C. (2020). Servant leadership: A meta‐analytic examination of incremental contribution, moderation, and mediation. Link
Porkodi, S. (2024). The effectiveness of agile leadership in practice: A comprehensive meta-analysis of empirical studies on organizational outcomes. Link
Sun, P. Y., Anderson, M. H., & Gang, H. (2024). Determining the hierarchical structure and nature of servant leadership. Link
Thompson, G., & Vecchio, R. P. (2009). Situational leadership theory: A test of three versions. Link